SELF CARE STRANDBEFEHL
Musiktheater | 18. Januar 2024 | HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste | Dresden
von: fachbetrieb rita grechen // mit: Urs Humpenöder, Laura Immler, Hannes Köpke, Ferdinand Nowitzky, Jasmina Rezig, Olivia Rosendorfer, Yannik Stöbener, Alida Stricker, Paul Voell, Maria Wang Kvalheim // Text: Urs Humpenöder, Hannes Köpke // Outside Eye: Natalie Baudy // Bühnenbildassistenz: Swantje Silber // Kostümassistenz: Julia Scholz // Soundtechnik: Konstantin Fontaine // Bühnenkonstruktion: Friedrich Hartung // Puppenbau: Liesbeth Nenoff // Produktionsleitung: Sue Franz // Dokumentation: Julius Zimmermann
Es ist schön hier, so schön. An der Ostküste Rügens, zwischen Kiefernwald und Strandhafer, liegt das „Bad der 20.000“: Prora, ein Urlaubsparadies. Erdacht von den Nationalsozialisten als Erholungsort für die Deutschen (und nur für diese), um fit zu machen für die Arbeit und den Krieg. Nach dem Reichsparteitagsgelände ist der Gebäudekomplex des Seebades Prora das zweitgrößte zusammenhängende Architekturerbe aus der Zeit des Nationalsozialismus. Doch der Umgang damit ist ein gänzlich anderer: Kaum mehr sichtbar sind die Spuren der Vergangenheiten – die der nationalsozialistischen Gigantomanie ebenso wenig wie die der NVA-Kaserne, in der Bausoldat*innen den Dienst an der Waffe verweigerten oder Soldat*innen sozialistischer Konfliktparteien aus Mittel- und Südamerika, Südostasien und Afrika in den 1980er-Jahren Offizierslehrgänge absolvierten. Mit Beginn des neuen Jahrtausends wurde das Gebäude blockweise an private Investor*innen veräußert und ist heute (fast) das geworden, was es ursprünglich sein sollte: ein Urlaubs- und Erholungsort.
Welche Formen des Gedenkens dürfen stattfinden und welche Vergangenheiten werden verdrängt? Anhand des Fallbeispiels Prora setzten wir uns in „Self Care Strandbefehl“ mit multidirektionalem Erinnern auseinander und konfrontierten die Ideologie von Erholungskonzepten des Nationalsozialismus mit gegenwärtigen Praktiken im Bereich Urlaub und Freizeit.