von: fachbetrieb rita grechen // mit: Laura Immler, Hannes Köpke, Ferdinand Nowitzky, Olivia Rosendorfer, Konstantin Sieghart, Maria Elionore Wang Kvalheim, Julius Zimmermann // Produktionsleitung: Veronika Wagner, Josephine Wosahlo // Ausstattungsassistenz: Viola Franke // Technik: Jakob Schneider
Was ist mehr zu viel als alles handelt vom Leben gegen den Tod. Der große Saal des Festspielhaus‘ Hellerau ist vollständig weiß. In ihm rieselt Sand von der Decke, der von kleinen leuchtenden Staubsaugerrobotern weggesaugt wird. Licht fällt durch ein Dachfenster. Dann Techno und ein Catwalk mit gesichtslosen Models. Ein weiterer, kleinerer Raum öffnet sich: Eine barocke Kammermusikszene mit Zeitungen und Champagner für alle kommt zum Vorschein. Der Barockraum wird von drei Arbeitenden langsam und stetig ausgeräumt, die einzelnen Gegenstände werden einvakuumiert und archiviert, in einem gigantischen Plastikwürfel, der zuvor aus der Decke fiel. Die Archivist*innen machen vor nichts Halt und archivieren irgendwann sogar sich selbst. Ein Unwetter bricht herein, erste Vorboten des Weltuntergangs. Ein letzter langer verzweifelter Monolog redet, um den Tod wegzuschieben. Dann öffnen sich die Türen zum verregneten Garten, wo die Performer*innen heißes Gemüse für das Publikum aus der Erde graben. Die Henkersmahlzeit.
Gerade zu unmöglich erscheint die Aufgabe, das Erlebte wiederzugeben. Das liegt nicht zuletzt daran, dass hier Beobachtungen noch subjektiver ausfallen als in anderen Theaterformen. […] Der Blickwinkel im Wortsinn ließ sich jeden Moment verändern, indem sich jeder frei im Raum bewegen konnte. […] Dieses „Er-Leben“, über das man sich im direkten Moment ungestört austauschen konnte, hatte gleichzeitig etwas Ungewohntes wie auch Befreiendes. Gerade diese Offenheit und Unangestrengtheit, dieses nicht inszeniert wirkende Geschehen, ließ einen darüber nachdenken, was Theater sonst eigentlich ist […].
(Rico Stehfest, Dresdner Neueste Nachrichten, 16. Dezember 2019)
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